Kurz
erklärt:
Das
Familienbrett
Es
folgt eine praxistaugliche Zusammenfassung des Werkes „Das
Familienbrett Ein Verfahren für die Forschung und Praxis mit
Familien und anderen sozialen Systemen“ von Kurt Ludewig (Ulrich
Wilken (Hrsg.), Hogrefe- Verlag, 2000 in Göttingen).
Ich
kam dazu diese Zusammenfassung zu schreiben, als ich in der
praktischen Arbeit der sozialpädagogischen Familienhilfe, vermehrt
Situationen wahrnahm, in denen ich die Anwendung einer
„Familienaufstellung“ als passend empfand. Ich entschied
mich für den Einsatz des Familienbrettes und verfasste mir als
Leitfaden zur Handhabung folgende Stichpunkte aus der genannten
Literatur und dem Wissen, aus meiner Ausbildung zur Systemischen
Familienberaterin, sowie eigener Ideen und Gedankengängen.
Das
Familienbrett gilt als „Miniaturversion einer Familienskulptur“
und stellt einen wichtigen Bestandteil im Repertoire einer
systemischen Beratung.
Zunächst
kläre ich die Familie über die Hintergründe des Methodeneinsatzes
des Familienbrettes auf. Bei manchen Familien ausführlich, bei
anderen nur knapp. So wie es mir situationsbedingt passend erscheint.
Warum
nutzen wir das Familienbrett?
Es
geht um die Reduktion von Komplexität. Das unendlich vielfältige
Interagieren in einer Familie wird auf einen Punkt gebracht und kann
von dort aus betrachtet werden.
Die
dargestellte Situation kann in Ruhe von allen Beteiligten beobachtet
und durchdacht werden, vielleicht können sogar abgebildete Auslöser
für Gefühle identifiziert und nachempfunden werden.
Als
Beraterin stelle ich den Rahmen der Kommunikation über diese
generierten Informationen, die wahrscheinlich zum ersten Mal
versprachlicht werden.
Zirkuläre
Fragen können an dieser Stelle helfen die Informationsgewinnung noch
zu steigern und noch mehr Transparenz und Plastizität herzustellen.
Das
Familienbrett macht soziale Zusammenhänge, in der Familie, für
jeden sichtbar, ebenso Beziehungsstrukturen und Funktionalitäten.
Ein
bestimmtes Thema für die Familienaufstellung könnte sinnvoll sein.
Wenn es zu der Familie und Situation passt könnten Themen wie folgt
klingen: „Soziale Beziehungen in der Familie“, „Das Kind im
Krankenhaus“, „Das Kind könnte Inobhut des Jugendamtes genommen
werden“...
Durch
das Sprechen über die erkennbaren Beziehungsmustern entstehen
Geschichten. Durch den gegenseitigen Abgleich des eigenen
Bewusstseins mit den anderen kann das Konstruieren der gemeinsamen
Familiengeschichte gefördert werden und das Zugehörigkeitsgefühl
wird dadurch gestärkt.
Was
bedeuten die Figuren beim Familienbrett?
Die
Runde Figur gilt oft als weiblich. Sie kann aber auch anders
interpretiert werden, z.B. „weich“, „ansprechend“,
„geschmeidig“...
Die
große Figur steht geläufig für erwachsen. Andere Auslegungen sind
möglicherweise: „mächtig“, dominant“...
Die
räumliche Entfernung der Figuren bringt die „soziale/emotionale
Distanz“ zum Ausdruck. Die Augen der Figuren machen den Einsatz von
gezielter Blickrichtung möglich. So kann die „Beziehungsintensität“
dargestellt werden. Auf diese Weise können auch Atrribute wie
„interessiert“, „symphatisierend“... verdeutlicht werden.
Figuren
die kreisförmig zueinander stehen sagen oft aus, dass sie
zusammengehören, gleichberechtigt sind und in Harmonie leben.
Grenzen
des Familienbrettes:
Es
kann sich alles zwischen den Aufstellungsextremen „Idealbild“
(Anordnung überwiegend im Kreis) und „Schreckensvision“ (die
Figuren sind voneinander abgewandt im maximalen Abstand zueinander).
Eine
Idee dazu ist, die Familie 3 Aufstellungen machen zu lassen.
Neben der tatsächlich konstruierten Version eben noch die ideale
Vorstellung der Familie und die schrecklichste.
Die
entstehenden Differenzen der „richtigen“ Aufstellung zu den
anderen beiden können wichtige Hinweise auf die Ressourcen der
Familie hervorbringen.
Auch
üblich: Aufstellung „Heute“ und „Zukunft“ (.. der Familie).
Konkrete
Anleitung zur Aufstellung durch die Familie:
Die
Familie entscheidet, wer zu ihrer Familie gehört. Es können unter
Umständen Haustiere oder unverwandte Personen dazugehören. Das
System Familie definiert selbst, wer zu ihrem Sytem gehört- andere
Systeme werden als solche wahrgenommen und beobachtet.
(Differenz:
System/Umwelt)
In
der beraterischen Begleitung der Kommunikation bin ich in der
Literatur auf folgende Aspekte der Informationsgewinnung gestoßen.
- Metrischer Aspekt: Wieviele Figuren wurden ausgewählt und welche? In welcher Entfernung stehen sie zueinander?
- Struktureller Aspekt: Die räumliche Struktur der geleisteten Aufstellung. Wie, und in welchem Rahmen, stehen die Figuren zueinander?
- Semantischer Aspekt: Hier wird die Bedeutung zu Thema, die die Familie oder der Einzelne in der Aufstellung sieht. (z.B.: „Ablösesituation“, „Zusammengehörigkeitsgefühl“..)
- Pragmatischer Aspekt: Hier geht es um die Bewertung des Inhaltes der Aufstellung am Familienbrett. Ist das Ergebnis für die Familie problematisch?
Eine
zweite Ausführungshilfe wurde in der selben Abhandlung aufgeführt:
A)
Bei wiederholter Aufstellungsarbeit: Welche Veränderungen sind
sichtbar? (Und unsichtbar?), hat sich die Anzahl der Figuren
geändert? Andere strukturelle Merkmale haben sich verändert?
B)
Kommunikation über die inhaltliche Aussage der Aufstellung
C)
Beschreibungen der Bedeutsamkeit der inhaltlichen Aussage
D)
Besonderheiten der Aufstellungen
E)
Interpretationen
F)
Selbstbeurteilung
Am
Ende einer Sitzung in der das Familienbrett eingesetzt wurde, muss
der Berater/die Beraterin die Probanden aus der Situation soweit wie
möglich rausholen und in die aktuelle Situation versetzen.
An
dieser Stelle kann das Formulieren von Zielen für die Familie und
den Einzelnen möglich und passend sein.
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