Freitag, 8. Januar 2016

Intuition und Bauchgefühl

Systemisch betrachtet...
Intuition und Bauchgefühl

Ich sprach im vorigen Beitrag davon, dass das eigene Bauchgefühl ein guter Ratgeber für erzieherisches Verhalten sei. Ich führe hier nun mein Erklärungsmodell zu dieser Überlegung aus.

Die Intuition steht für den unmittelbaren Handlungsimpuls in einer Situation. Man ist sich noch gar nicht bewusst, wie man reagieren möchte oder sollte, oder was man sagen könnte, und doch verhält und fühlt man sich auf eine ganz bestimmte Art und Weise und dies intuitiv.

Ebenso, zunächst unbewusst, hat das Bauchgefühl einen Einfluss auf unser Fühlen und Handeln. Nur ist dieses Gefühl nicht unbedingt ein Plötzliches und kommt auch nicht wie die Intuition daher, wie eine Eingebung.
Ein bestimmtes Bauchgefühl hat man, vor, in oder nach, persönlich bedeutsamen Situationen oder auch im Bezug auf andere Menschen oder Tiere.

Mulmige Gefühle sind nicht immer leicht zu deuten. Woher weiß man, ob beispielsweise eine gefühlte Angst eine berechtigte Angst vor Gefahr ist, oder sich aus alten Verhaltensmustern und mangelndem Selbstvertrauen speist?

Hier hilft ein tiefes nachforschen in sich selbst. Der Versuch sich selbst, aufrichtig und mit den vielen Bedingungen der Außenwelt, die eigene Geschichte zu erzählen.
Einen stimmige Erklärung für die eigenen Empfindungen, Beziehungsmuster und Lebensgestaltungsversuche zu finden.
Hier kann ein einfühlsamer Gesprächspartner viel erreichen und gut unterstützen. Eine/r, der/die ohne zu werten, dem Erzählenden einfach lange und verständnisvoll zuhört.

Das Bauchgefühl verrät einem, ob man kongruent mit sich selbst ist. Das bedeutet, ob das eigene Verhalten zu der „Inneren Stimme“ und den dazugehörigen Gefühlen passt und persönliche Wertevorstellungen erfüllt sind.
Ein schlechtes Bauchgefühl zeigt an, dass auf einer Ebene etwas nicht stimmt und der Mensch im Inneren einen Konflikt austrägt.
Das Bauchgefühl entfaltet sich nicht nur aus den Bedingungen der konkreten Situation oder dem, was bewusst wahrgenommen werden kann oder bewusst verankert ist, heraus.
Das Bauchgefühl hat direkten Zugriff auch auf alles Unbewusste (oder Unterbewusste) eines Menschen, allen Erfahrungen und Erlebnissen (auch frühkindlichen) und allen vermittelten Einstellungen (Weltanschauung, Kultur...) und allen Rollenzuschreibungen in denen er sich befindet.

Da das Unterbewusste viel mehr abspeichern kann, als das Bewusstsein, ist es auch so Interessant, woher unser inneres Gefühl für bestimmte Menschen kommt.
Ob dies nun enge Bezugspersonen oder flüchtige Bekanntschaften sind ist nicht wichtig, denn in allen Fällen registriert unser Körper, unsere Sinne und Wahrnehmung hierüber, unzählige Informationen über den anderen.
Wie er (oder sie) steht, woher er kommt, wie er spricht, was er sagt, wie er sich bewegt, wie er über andere spricht, wie er sich kleidet, in welcher Situationen, in welchen Rollen die Begegnung stattfindet, in wieweit dieser Kontakt Anerkennung verschaffen kann bzw. andere Bedürfnisse erfüllen kann, … .
Gleichzeitig spiegeln sich diese Informationen im eigenen individuellen Horizont und sind schon dementsprechend vom Auftreten des Gegenübers beeinflusst.

Mit diesen Grundgedanken entwickele ich Thesen über die Beziehung und Erziehung von Kindern.
Kinder können früh Lernen, ihr Bauchgefühl ernstzunehmen und innezuhalten wenn sich etwas komisch anfühlt. Idealerweise haben sie eine einfühlsame Bezugsperson, die das Kind bedingungslos liebt, anerkennt und wertfrei zuhört.
Bei moralischen Fragestellungen sind Geschichten und Vergleiche hilfreich, um Kindern die Möglichkeit zu geben ihr Bauchgefühl bewusst wahrzunehmen, zu benennen und Wörter für die Gefühle zu lernen.

In der Erziehung ist mein einziger Rat (Ich stelle lieber Fragen oder biete Perspektivenwechsel an, als Ratschläge zu verteilen!):
Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl!
Wenn Sie sich unsicher sind, befragen Sie Ihr Bauchgefühl und versuchen in Worte zu fassen, was es Ihnen sagen will.

Ich freue mich über eine Diskussion zu dem Thema!

Systemisch-betrachtet, Nischa Gütling

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