Systemisch
betrachtet...
Intuition
und Bauchgefühl
Ich
sprach im vorigen Beitrag davon, dass das eigene Bauchgefühl ein
guter Ratgeber für erzieherisches Verhalten sei. Ich führe hier nun
mein Erklärungsmodell zu dieser Überlegung aus.
Die
Intuition steht für den unmittelbaren Handlungsimpuls in einer
Situation. Man ist sich noch gar nicht bewusst, wie man reagieren
möchte oder sollte, oder was man sagen könnte, und doch verhält
und fühlt man sich auf eine ganz bestimmte Art und Weise und dies
intuitiv.
Ebenso,
zunächst unbewusst, hat das Bauchgefühl einen Einfluss auf unser
Fühlen und Handeln. Nur ist dieses Gefühl nicht unbedingt ein
Plötzliches und kommt auch nicht wie die Intuition daher, wie eine
Eingebung.
Ein
bestimmtes Bauchgefühl hat man, vor, in oder nach, persönlich
bedeutsamen Situationen oder auch im Bezug auf andere Menschen oder
Tiere.
Mulmige
Gefühle sind nicht immer leicht zu deuten. Woher weiß man, ob
beispielsweise eine gefühlte Angst eine berechtigte Angst vor Gefahr
ist, oder sich aus alten Verhaltensmustern und mangelndem
Selbstvertrauen speist?
Hier
hilft ein tiefes nachforschen in sich selbst. Der Versuch sich
selbst, aufrichtig und mit den vielen Bedingungen der Außenwelt, die
eigene Geschichte zu erzählen.
Einen
stimmige Erklärung für die eigenen Empfindungen, Beziehungsmuster
und Lebensgestaltungsversuche zu finden.
Hier
kann ein einfühlsamer Gesprächspartner viel erreichen und gut
unterstützen. Eine/r, der/die ohne zu werten, dem Erzählenden
einfach lange und verständnisvoll zuhört.
Das
Bauchgefühl verrät einem, ob man kongruent mit sich selbst ist. Das
bedeutet, ob das eigene Verhalten zu der „Inneren Stimme“ und den
dazugehörigen Gefühlen passt und persönliche Wertevorstellungen
erfüllt sind.
Ein
schlechtes Bauchgefühl zeigt an, dass auf einer Ebene etwas nicht
stimmt und der Mensch im Inneren einen Konflikt austrägt.
Das
Bauchgefühl entfaltet sich nicht nur aus den Bedingungen der
konkreten Situation oder dem, was bewusst wahrgenommen werden kann
oder bewusst verankert ist, heraus.
Das
Bauchgefühl hat direkten Zugriff auch auf alles Unbewusste (oder
Unterbewusste) eines Menschen, allen Erfahrungen und Erlebnissen
(auch frühkindlichen) und allen vermittelten Einstellungen
(Weltanschauung, Kultur...) und allen Rollenzuschreibungen in denen
er sich befindet.
Da
das Unterbewusste viel mehr abspeichern kann, als das Bewusstsein,
ist es auch so Interessant, woher unser inneres Gefühl für
bestimmte Menschen kommt.
Ob
dies nun enge Bezugspersonen oder flüchtige Bekanntschaften sind ist
nicht wichtig, denn in allen Fällen registriert unser Körper,
unsere Sinne und Wahrnehmung hierüber, unzählige Informationen über
den anderen.
Wie
er (oder sie) steht, woher er kommt, wie er spricht, was er sagt, wie
er sich bewegt, wie er über andere spricht, wie er sich kleidet, in
welcher Situationen, in welchen Rollen die Begegnung stattfindet, in
wieweit dieser Kontakt Anerkennung verschaffen kann bzw. andere
Bedürfnisse erfüllen kann, … .
Gleichzeitig
spiegeln sich diese Informationen im eigenen individuellen Horizont
und sind schon dementsprechend vom Auftreten des Gegenübers
beeinflusst.
Mit
diesen Grundgedanken entwickele ich Thesen über die Beziehung und
Erziehung von Kindern.
Kinder
können früh Lernen, ihr Bauchgefühl ernstzunehmen und innezuhalten
wenn sich etwas komisch anfühlt. Idealerweise haben sie eine
einfühlsame Bezugsperson, die das Kind bedingungslos liebt,
anerkennt und wertfrei zuhört.
Bei
moralischen Fragestellungen sind Geschichten und Vergleiche
hilfreich, um Kindern die Möglichkeit zu geben ihr Bauchgefühl
bewusst wahrzunehmen, zu benennen und Wörter für die Gefühle zu
lernen.
In
der Erziehung ist mein einziger Rat (Ich stelle lieber Fragen oder
biete Perspektivenwechsel an, als Ratschläge zu verteilen!):
Hören
Sie auf Ihr Bauchgefühl!
Wenn
Sie sich unsicher sind, befragen Sie Ihr Bauchgefühl und versuchen
in Worte zu fassen, was es Ihnen sagen will.
Ich
freue mich über eine Diskussion zu dem Thema!
Systemisch-betrachtet,
Nischa Gütling
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